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Politik

Skandal! Skandal?

Skandal !
Skandal ?

Antisemitismus soweit das Auge reicht! Sagt die Politik. Kritiklos und gehorsam wie sie sind, plappern´s die Medien nach.

Aber bevor ich auf das eigentliche Problem komme: Viele Zeitgenossen haben eine Eigenschaft gemeinsam – nämlich ein Defizit an kognitiver Flexibilität. Es findet seinen Ausdruck in einem Mangel an Vorstellungskraft. Beispiel: Wer in Österreich nicht rotgrün oder schwarz, allenfalls noch pink wählt, der wählt blau. Wer in Deutschland nicht CDU/CSU/SPD, allenfalls grün oder links wählt, ist AFD-ler. Nein, unwerte Rote, Grüne, Schwarze und -Innen: Dem ist ganz sicher nicht so! Es gibt nämlich Wahlberechtigte, die im Angebot aus CDU/CSU/SPD und Grünlinken einerseits und AFD andererseits keine sie ansprechende, noch weniger eine sie vertretende politische Gruppierung finden – und daher nicht oder ungültig wählen. Nehmt also, sofern Ihr das intellektuell bewältigen könnt, zur Kenntnis: Wer nicht rotschwarzgrünlinks wählt ist nicht zwingend Freiheitlicher in Österreich oder AFDler in Deutschland. Und umgekehrt: Wer nicht freiheitliche oder AFD wählt, ist nicht zwingend Rotschwarzgrünlinkswähler!

Könnt Ihr dem folgen? Falls nicht, braucht Ihr hier gar nicht erst weiterzulesen!

Falls doch:
Es wird nun über die Mosaische Religion und Israel geschrieben. Wenn der Text in seiner Wertung negativ ausfällt, bedeutet das mitnichten, der Autor hege deshalb Sympathien zum Antipoden, also zur muslimischen Religion oder gar deren Vertreter oder Terrororganisationen. Kaum etwas ist dem Schreiber dieser Zeilen ferner als Religionen. Religionen schlechthin und erst recht jene, deren Ziele Expansion und Unterwerfung sind, sind ihm schlicht ein Gräuel.
Daher zusammengefasst: Wer nicht schwarzrotgrün wählt, ist nicht zwingend AFDler. Wer Israels Regierung für verbrecherisch hält, ist nicht zwingend HAMAS-Fan!
Davon ausgehend nun zum eigentlichen Thema:
In Wien wurden Hebräisch sprechende Gäste aus einem Lokal gewiesen. Vorfälle vergleichbarer Art, auch außerhalb Österreichs, geistern gewissermaßen täglich durch die Medien.
Weil sie Hebräisch sprechen! In Wien in einer Pizzeria. Der Lokaleigentümer ist nicht bekannt. Wer die Wiener Gastro-Szene kennt, weiß allerdings: Pizzabäcker sind selten Italiener, meist Araber.

Vorweg und mit aller Deutlichkeit: Dass jemand Hebräisch spricht, kann viele Ursachen haben, aber nicht unabdingbar einen politischen Belang. Hebräisch zu sprechen ist für sich allein weder Indiz noch Beweis für eine unakzeptable, unethische oder gar verbrecherische Gesinnung. Sie ist für sich allein auch weder Indiz noch Beweis für eine Anhängerschaft zu Menschen, Organisationen oder Regierungen mit verbrecherischer Gesinnung. Der Rauswurf aus dem Lokal folglich ein Skandal?

Eindeutig, da sind sich Politik und Medien einig. Allen voran die selbsternannten Qualitätsmedien. Vom ORF über den Standard bis zu Profil und Falter.

Indes: Die Sache ist komplizierter - und zwar aus folgenden Gründen:

In Mose 5 Deuteronomium findet der Gläubige eine göttliche Anordnung:
Der Herr befiehlt die Ausrottung der Kanaaniter und ihres Götzendienstes.
Wenn du vor eine Stadt ziehst, um gegen sie Krieg zu führen, so sollst du ihr Frieden anbieten. Antwortet sie dir friedlich und öffnet sie dir [die Tore], so soll das ganze Volk, das darin gefunden wird, dir fronpflichtig und dienstbar sein. Will sie aber nicht friedlich mit dir unterhandeln, sondern mit dir Krieg führen, so belagere sie. Und wenn der Herr, dein Gott, sie dir in die Hand gibt, so sollst du
alle ihre männlichen Einwohner mit der Schärfe des Schwertes schlagen; aber die Frauen und die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, und allen Raub sollst du dir zur Beute nehmen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die der Herr, dein Gott, dir gegeben hat. So sollst du es mit allen Städten machen, die sehr fern von dir liegen und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören.
Aber in den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Pheresitern, Hewitern und Jebusitern – so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat, damit sie euch nicht lehren, alle ihre Greuel zu verüben, die sie für ihre Götter verübt haben, und ihr euch so versündigt an dem Herrn, eurem Gott.


Nicht uninteressant auch, was sich in Levitikus (Drittes Buch Mose) in 25: 44-46 findet:

Die Sklaven aus fremden Völkern
Die Sklaven und Sklavinnen, die euch gehören sollen, kauft von den Völkern, die rings um euch wohnen; von ihnen könnt ihr Sklaven und Sklavinnen erwerben. Auch von den Kindern der Halbbürger, die bei euch leben, aus ihren Sippen, die mit euch leben, von
den Kindern, die sie in eurem Land gezeugt haben, könnt ihr Sklaven erwerben. Sie sollen euer Eigentum sein und ihr dürft sie euren Söhnen vererben, damit diese sie als dauerndes Eigentum besitzen; ihr sollt sie als Sklaven haben. Aber was eure Brüder, die Israeliten, angeht, so soll keiner über den andern mit Gewalt herrschen.


Was ist das schlimmste Verbrechen nach Auffassung rechtsstaatlich organisierter, westlicher
Gesellschaften?
Am 9. Dezember 1948 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen in der Resolution 260 die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes, die am 12. Januar 1951 in Kraft trat. Die Bundesrepublik Deutschland ratifizierte sie im Februar 1955, Österreich hinterlegte die Beitrittsurkunde im März 1958 und die Schweiz im September 2000. Nach Art I der Konvention ist Völkermord ein Verbrechen nach Völkerrecht, zu dessen Verhütung und Bestrafung sich die Konventionsparteien verpflichten. Mit anderen Worten: Völkermord ist das schlimmste Verbrechen, das zivilisierte, rechtsstaatlich organisierte Gesellschaften kennen.

Daher noch einmal:
Du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann
vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Pheresitern, Hewitern und
Jebusitern – so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat.


Nun, meine Damen und Herren Politiker und –Innen, zuvorderst Frau Ex-Ministerin Edtstadler und Herr Staatssekretär Pröll:
Wie steht Ihr einerseits zu Menschen, für die die Anordnungen in Mose 3 und 5 göttliche Weisungen und Dogma sind? Und die diese Einstellung öffentlich zur Schau stellen und leben?
Wie steht Ihr andererseits zu einem Staat, in dem Parteien, für die diese Anordnungen Dogma sind, den überwiegenden Teil des Gesetzgebungskörpers und der Regierung bilden?
Wie steht Ihr schließlich zu Menschen westlicher Gesellschaften, für die Völkermord und Sklaverei ein Gräuel und absolut unakzeptabel sind?

Die Unterstützung Israels ist Teil unserer (also Österreichs) staatspolitischen DNA (Karoline Edtstadler, Kanzleramtsministerin, 12. Juni 2023). Unsere Solidarität mit Israel ist nicht nur historisch begründet, sondern hochaktuell. Österreich und Israel verbindet eine besondere Verantwortung gegenüber der Geschichte (Alexander Pröll, Staatssekretär, 27. Mai 2025).

Bitte äußert Euch klar und deutlich, Frau Edtstadler und Herr Pröll, die ihr so einhellig die israelische Fahne hochhält, wie Ihr zur Politik dieses Staates steht! Einer Politik, die 1948 mit ethnischen Säuberungen und einem Todesmarsch begann und die gegenwärtig, ungeniert und vor den Augen der Welt, Mose 5 Deuteronomium in die Tat umsetzt. Und vergesst nicht: Die Sache begann 1948 - mit dem Todesmarsch von Lydda.1 Wisst Ihr das? Wisst Ihr, was damals passiert ist und bis heute passiert und wo der palästinensische Hass auf Israel und das Judentum seine Wurzeln hat?

Jaja, jetzt schreit Ihr schon wieder: Antisemitismus!!!!!!
Habe ich nicht anders erwartet! Anders ist nur: Praktisch zeitgleich erklärt die International Association of Genocide Scholars2, dass Israels Vorgehen einem Völkermord gemäß der UN-Konvention (Völkermordkonvention von 1948) entspricht.
Schafft Ihr es, die bisherigen zweieinhalb Seiten dieses Textes zu antizipieren? Ja?

OK! Dann diskutieren wir, wo und was ein Skandal ist!
Aber eines ist schon jetzt ein Skandal: Dass Ihr mit Eurem Dummgeschwätz die Bevölkerung Österreichs der Gefahr aussetzt, Objekt eines terroristischen Angriffs zu werden. Vom historischen palästinensischen Terrorismus und dessen Ursachen wisst Ihr nämlich ganz offensichtlich auch nichts.

Und, bevor ich es vergesse, noch etwas: Hört endlich auf, Euch mit Plattitüden herauszureden! Das ist nur peinlich! Und schlimmer als peinlich: Es ist kontraproduktiv, wissenschaftlich unstrittige und vor aller Augen liegende Tatsachen unter den Teppich kehren. Im Zusammenhang mit ethnischen Säuberungen, Massenvertreibungen, Völkermord und Sklaverei erst recht.

Also: Redet über Skandale! Aber informiert Euch vorher über die Geschehnisse, die den Skandalen zugrunde liegen über die Ihr so undifferenziert daherredet! Aber bitte umfassend!



Anmerkungen:
1 Auslöser der Vertreibung und des Todesmarsches war die vom nachmaligen Israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin 1948 ausgegebene Vertreibungsorder an das israelische Militär: „The inhabitants of Lydda must be expelled quickly without attention to age.“ 1948 befehligte Rabin die Harel Brigade und war gleichzeitig Stellvertreter des Chefs des südlichen Frontabschnittes im Palästinenserkrieg. Nach heutiger (außerisraelischer) Geschichts­schreibung hat die Harel Brigade unter der Führung Rabins etwa 50.000 Palästinenser aus den Städten Lod und Ramla vertrieben und den Todesmarsch von Lydda zu verantworten. Rabin wurde am 4. November 1995 in Tel Aviv vom damals 25-jährigen Studenten der religiösen Bar-Ilan-Universität Jigal Amir ermordet. Amir gehört der nationalreligiösen israelischen Siedlerbewegung an, für die Rabins (späte) Friedensbemühungen inakzeptabel waren.

2 IAGS, International Association of Genocide Scholars; de: Internationale Vereinigung von Völkermordforschern, ist eine weltweite, fächerübergreifende Organisation, die insbesondere Forschungen zu Ursachen und Konsequenzen von Völkermord und Untersuchungen zur Prävention von Völkermord betreibt. Aktuelle Präsidentin ist Melanie O’Brien, Professorin an der University of Western Australia in Perth.