Zum Lamento über den Niedergang Europas ...
... und über die Vergesslichkeit der Eliten
Es wird wohl so um 2012 gewesen sein - ganz genau erinnere ich mich nicht -, als der Herr Bundespräsident Univ.-Prof. Dr. Heinz Fischer, despektierlich: ''Roter Heinzi'', mit einer Wirtschaftsdelegation nach China flog. Dort gaben sich Außenminister, Wirtschaftsminister, Regierungschefs und Staatspräsidenten aller Nationen bei chinesischen Ministern, Regierungschefs und Staatspräsidenten die Türklinken in die Hand.
Ich war ein ganz kleiner Lehrbeauftragter an der Wirtschaftsuniversität und hatte bemerkt, dass die Studenten und -innen keine Ahnung davon hatten, was denn wohl ''die Wirtschaft'' wäre. Also kam mir folgende - aus heutiger Sicht verrückte - Idee: Ich frage beim Herrn Fischer nach, woraus sich denn seine Wirtschaftsdelegation zusammensetze. Eine Delegation besteht aus Delegierten, und Delegierte sind Personen, die von einer Gruppe, Organisation oder einem Staat gewählt oder beauftragt werden, um sie offiziell zu vertreten, Entscheidungen zu treffen und deren Interessen (da schau!) wahrzunehmen. Also lässt sich aus den Teilnehmern der Wirtschaftsdelegation zwanglos schließen, was und wer ''die Wirtschaft'' ist. Dachte ich. Dann könnte ich den Studenten der Wirtschaftsuniversität erklären, was ''die Wirtschaft'' ist. Dachte ich.
Und bekam auch eine Antwort. Nach ein paar Monaten. Man sage mir n i c h t , wer Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation des Herrn Bundespräsidenten, genannt der Rote Heinzi, in China gewesen war.
Und gar nicht amused sei er gewesen, der Herr Prof. Fischer, ob dieser unbotmäßigen Anfrage!
Wurscht, dachte ich mir, schaute in Zeitungen nach - und wurde fündig. Die Wirtschaftsdelegation bestand aus Geschäftsführern, Vorständen und Großaktionären. Alle aus Unternehmen mit Milliardenumsätzen.
Auch gut, dachte ich. Nun weiß jedenfalls i c h , was ''die Wirtschaft'' ist - de facto bundespräsidentiell beglaubigt, gewissermaßen.
Sie gaben sich dann noch jahrelang die Türklinken in die Hand in China, die europäischen Wirtschaftsdelegationen unter der Leitung ihrer Minister, Regierungschefs und Staatspräsidenten. Und natürlich auch -innen. Und verkauften in China europäische Technologien und bekamen dafür chinesischen Ramsch. Der wurde über die Seidenstraße nach Europa transportiert. Wie romantisch! Und wird heute mehr denn je nach Europa transportiert.
Und dann verlagerten sie auch noch die Industrieproduktionen nach China. Von Billigstsocken der Marke Adidas bis zu Luxuslimousinen der Marke Mercedes. Kommt heute alles aus China. Über die Seidenstraße. Nebenbei mit Umweltschäden, die man nur, nun ja, v e r h e e r e n d nennen kann. Die großen Pötte (20.000+ TEU) verbrauchen um die 250 Tonnen Schweröl. Pro Tag. Schreibt Prof. Google. Falls man ihn fragt. Es fragt ihn aber eh keiner. Die lieben Journalisten und -innen schreiben lieber von der Seidenstraße. Da passen die Chefredakteure und -innen schon auf. Wie die Haftelmacher passen sie da auf ...
Und nun beginnen die Geschäftsführer, Vorstände und Großaktionäre der seinerzeitigen ''Wirtschaftsdelegationen'' mitsamt den Ministern, Regierungschefs und Staatspräsidenten über den Niedergang Europas und dessen Industrieproduktion zu lamentieren.
Verstehe das einer! Ich versteh´ s nicht. Mir fallen nur die mittelalterlichen Sanktionsmethoden ein. Bäckerschupfen war eine der harmlosesten. Teeren und Federn, Rädern und Vierteilen waren dann nicht mehr ganz so harmlos.
Also noch einmal, ihr Damen und Herren Geschäftsführer, Vorstände, Großaktionäre und ihr botmäßigen Minister, Regierungschefs, Staatspräsidenten und ihr noch botmäßigeren Journalisten und -innen: Habt Ihr das alles schon vergessen????