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Skandal!
Skandal?
Antisemitismus soweit das Auge reicht! Sagt die Politik. Und gehorsam, wie sie eben sind, sagen das alle Medien.
In Wien wurden Hebräisch sprechende Gäste aus einem Lokal verwiesen. Vorfälle vergleichbarer Art sind europaweit dokumentiert.
Weil sie Hebräisch sprechen! In Wien in einer Pizzeria. Der Lokaleigentümer ist nicht bekannt. Doch wer die Wiener Gastro-Szene kennt, weiß: Pizzabäcker sind meist Araber.
Vorweg und mit aller Deutlichkeit: Die Tatsache, dass jemand Hebräisch spricht, ist gar nichts. Diese Tatsache ist weder Indiz noch Beweis für eine unakzeptable, unethische oder gar verbrecherische Gesinnung. Sie ist auch weder Indiz noch Beweis für eine Anhängerschaft zu Menschen, Organisationen oder Regierungen mit verbrecherischer Gesinnung.
Also Skandal?
Ja, eindeutig! Skandal! Darüber sind sich alle einig. Allen voran die selbsternannten Qualitätsmedien. Vom ORF über den Standard bis zum Profil.
Indes: Die Sache ist differenzierter - und ich sage auch gleich warum:
Wer dem mosaischen Bekenntnis anhängt, findet in Mose 5 Deuteronomium folgendes:
Der Herr befiehlt die Ausrottung der Kanaaniter und ihres Götzendienstes
Wenn du vor eine Stadt ziehst, um gegen sie Krieg zu führen, so sollst du ihr Frieden anbieten. Antwortet sie dir friedlich und öffnet sie dir [die Tore], so soll das ganze Volk, das darin gefunden wird, dir fronpflichtig und dienstbar sein. Will sie aber nicht friedlich mit dir unterhandeln, sondern mit dir Krieg führen, so belagere sie. Und wenn der Herr, dein Gott, sie dir in die Hand gibt, so sollst du alle ihre männlichen Einwohner mit der Schärfe des Schwertes schlagen; aber die Frauen und die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, und allen Raub sollst du dir zur Beute nehmen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die der Herr, dein Gott, dir gegeben hat. So sollst du es mit allen Städten machen, die sehr fern von dir liegen und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören.
Aber in den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Pheresitern, Hewitern und Jebusitern – so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat, damit sie euch nicht lehren, alle ihre Greuel zu verüben, die sie für ihre Götter verübt haben, und ihr euch so versündigt an dem Herrn, eurem Gott.
Nicht uninteressant auch, was sich in Levitikus (drittes Buch des Pentateuch oder Drittes Buch Mose) in 25: 44-46 findet:
Die Sklaven aus fremden Völkern
Die Sklaven und Sklavinnen, die euch gehören sollen, kauft von den Völkern, die rings um euch wohnen; von ihnen könnt ihr Sklaven und Sklavinnen erwerben.
Auch von den Kindern der Halbbürger, die bei euch leben, aus ihren Sippen, die mit euch leben, von den Kindern, die sie in eurem Land gezeugt haben, könnt ihr Sklaven erwerben. Sie sollen euer Eigentum sein und ihr dürft sie euren Söhnen vererben, damit diese sie als dauerndes Eigentum besitzen; ihr sollt sie als Sklaven haben. Aber was eure Brüder, die Israeliten, angeht, so soll keiner über den andern mit Gewalt herrschen.
Was ist das schlimmste Verbrechen in rechtsstaatlich organisierten, westlichen Gesellschaften?
Am 9. Dezember 1948 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen in der Resolution 260 die „Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes“, die am 12. Januar 1951 in Kraft trat. Die Bundesrepublik Deutschland ratifizierte sie im Februar 1955, Österreich hinterlegte die Beitrittsurkunde am 19. März 1958 und die Schweiz am 7. September 2000. Nach der Konvention ist Völkermord ein Verbrechen gemäß internationalem Recht, „das von der zivilisierten Welt verurteilt wird“ (Wikipedia).
Mit anderen Worten: Völkermord ist das schlimmste Verbrechen, das zivilisierte, rechtsstaatlich organisierte Gesellschaften kennen.
Daher noch einmal:
Du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern du sollst unbedingt an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Pheresitern, Hewitern und Jebusitern – so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat.
Nun, meine Damen und Herren Politiker und –Innen, zuvorderst Frau Landeshauptfrau Edtstadler und Herr Staatssekretär Pröll:
Wie steht Ihr einerseits zu Menschen, für die diese Anordnungen göttliche Weisungen und Dogma sind? Und die diese Einstellung öffentlich zur Schau stellen?
Wie steht Ihr andererseits zu einem Staat, in dem Parteien, für die diese Anordnungen göttliche Weisungen und Dogma sind, den überwiegenden Teil des Gesetzgebungskörpers und der Regierung bilden?
Wie steht Ihr letztlich zu Menschen, für die Völkermord und Sklaverei ein Gräuel und absolut unakzeptabel sind?
Israels Finanzminister von der Ha-Ichud HaLeumi – Tkuma, Nationale Union – Wiederaufrichtung, einer orthodox-jüdischen, rechtskonservativen nationalistischen Partei, fordert heute die Annexion des Westjordanlands.
Die Unterstützung Israels ist Teil unserer (also Österreichs) staatspolitischen DNA (Karoline Edtstadler, 12. Juni 2023).
Bitte äußert Euch nun klar und deutlich, Frau Landeshauptfrau Edtstadler und Herr Staatssekretär Pröll, die ihr in den letzten Tagen so einhellig die israelische Fahne hochgehalten habt, wie Ihr zur Politik dieses Staates steht. Einer Politik, die ungeniert vor den Augen der Welt Mose 5 Deuteronomium in die Tat umsetzt. Und vergesst nicht: Die Sache begann 1948 - mit dem Todesmarsch von Lydda. Wisst Ihr, was da war?
Jaja, jetzt schreit Ihr schon wieder: Antisemitismus!!!!!!
Habe ich nicht anders erwartet! Anders ist nur: Praktisch zeitgleich erklärt die International Association of Genocide Scholars (Vereinigung von Völkermord-Forschern), dass Israels Vorgehen einem Völkermord gemäß der UN-Konvention (Völkermordkonvention von 1948) entspricht.
Schafft Ihr es, die bisherigen zwei Seiten dieses Textes zu antizipieren? Ja?
OK! Danach diskutieren wir, wo und was ein Skandal ist.
Und, bevor ich es vergesse, noch etwas: Hört bitte endlich auf, Euch mit Plattitüden herauszureden! Das ist nur peinlich! Und noch schlimmer als peinlich: Es ist kontraproduktiv! Denn vor den Augen liegende Tatsachen lassen sich vielleicht kurzfristig, aber nicht ewig unter den Teppich kehren. Im Zusammenhang mit Völkermord und Sklaverei schon gar nicht.
Die vielen geistigen Minderleister unter Euch werden das nicht bemerken. Diejenigen aber, die ab Ovo mit Verstand gesegnet sind oder es zu einem akademischen Abschluss gebracht haben, sollten doch wenigstens wissen wovon sie reden.
Also: Reden wir über Skandale! Und beginnen wir 1948!