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Politik

Zu blöd zum Schauen …

… ist ein umgangssprachlicher Ausdruck. Wer ihn verwendet meint, ein Mensch sei geistig derart minderbemittelt, dass er vor ihm liegende, also unmittelbar greifbare und ganz offenkundige Dinge, nicht erfassen könne. Zu blöd zum Schauen eben!

Das fällt mir ein, wenn ich von den Reaktionen der Grünen, einiger Sozialdemokraten und Konservativen zum gestern gefassten Beschluss des Europäischen Parlaments lese, Atomkraft sei als „grün“ einzustufen.
Aber der Reihe nach.
Kriterien, die eine Wirtschaftstätigkeit als nachhaltig einstufen lassen, werden als „Taxonomie“ bezeichnet. Nachhaltig wiederum heißt, nicht mehr zu verbrauchen als nachwachsen, sich regenerieren und künftig wieder bereitgestellt werden kann.
Im Juni 2020 erließ die EU die Taxonomieverordnung (EU) 2020/852. In ihr wird festgelegt, unter welchen Voraussetzungen eine Wirtschaftstätigkeit als „nachhaltig“ eingestuft werden kann. Ist die Tätigkeit „nachhaltig“, können Finanzmarktteilnehmer, zB. Investmentfonds, ein Finanzmarktprodukt, zB. eine Anleihe, als „ökologisch“, also „grün“ und „umweltfreundlich“, verkaufen. Damit lassen sich Vorteile generieren. Gleiches gilt für Emittenten von Wertpapieren, zB. Aktien. Und das Allerwichtigste: Staatliche Förderung dieser Energieform ist möglich. Im Klartext: Milliarden über Milliarden an Steuergeld für die Atomindustrie.
Am 9. März des Jahres schlug die Kommission vor, Kernenergie- und Gastätigkeiten in die Liste der umweltverträglichen Wirtschaftstätigkeiten aufzunehmen. Dem Parlament und dem Rat – als Gesetzgebungsorganen der Union - wurde ein Zeitraum bis zum 11. Juli 2022 eingeräumt, um ein Veto gegen diesen Vorschlag zu erheben. In der gestrigen Plenarsitzung des Parlaments kam die dafür erforderliche Mehrheit nicht zustande.
Damit bekommt Atomkraft vom Europäischen Parlament das Umweltgütesiegel.
Diesen Umstand kommentiere ich nun nicht. Es sei aber festgehalten, dass auf der internationalen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz im April 2011 Mediziner die Zahl von 1,4 Millionen Toten als Folge von Tschernobyl nannten. Die Rede war von einer Fülle staatenübergreifender Studien, aber auch von Ignoranz, Vertuschung in großem Stil und Canceln von Ergebnissen wissenschaftlicher Strahlenschutzforschung. Zur Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 existiert gleichfalls eine Vielzahl von sich allerdings widersprechenden Studien. Deren Ergebnisse reichen von insgesamt lediglich 130 (ja, hundertdreißig, kein Schreibfehler!) krebsbedingten Todesfällen bis allein 103 Fällen von Schilddrüsenkrebs bei Kindern (!) in der Präfektur Fukushima und 51 dokumentierten Krebsfällen auf dem Flugzeugträger USS Ronald Reagan, der zu einem Hilfseinsatz geschickt worden war und danach dekontaminiert werden musste.
Die Folgen für Tiere und die sonstige belebte Umwelt wurden – der menschlichen Präpotenz entsprechend – wenig bis gar nicht beachtet.
Ein Umweltgütesiegel für Kernkraft ist eine Beleidigung des Menschenverstandes. Und eine Verarschung der europäischen Bürger. Anders lässt sich das nicht ausdrücken.
Allerdings voll und ganz EU-typisch: Die Taxonomieverordnung ist Teil des Aktionsplans der Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums. Wachstum als solches ist in Art 3 des Vertrags über die Europäische Union als Unionsziel verankert. Wachstum gehört, wie Atomenergie, zum Selbstverständnis der EU. Das bleibt auch in Zeiten so, in denen der Klimawandel dem gemeinen Volk bereits den Strick um den Hals gelegt hat.
Und nun: Lange Gesichter bei den Grünen!
Berechtigt? Nein! Das Dilemma haben sie durch kräftiges Mittun selber zu verantworten.
Denn: Was ist denn das schlagendste Argument der Wachstums- und Kernkraftapologeten?
Der Stromverbrauch wächst!
Das stimmt auch. Er betrug in Österreich im Jahr 1950 5.640 und im Jahr 2020 70.282 Gigawattstunden. In etwa verzehnfacht entspricht diese Entwicklung den Zahlen in Deutschland. Und der Stromverbrauch wächst weiter.
Warum wächst der Stromverbrauch?
Weil die Bevölkerung wächst. Und mit ihr die Wirtschaft. Und die Wirtschaft wächst auch noch unabhängig vom Bevölkerungswachstum exponentiell.
Die Bevölkerung in Österreich belief sich um 1900 auf etwa 5,9 Mio, 1950 auf etwa 6,9 Mio und im April 2022 auf exakt 9.027.999. In Deutschland belief sich der Bevölkerungsstand 1950 auf 50,9 Mio, 2022 sind es exakt 83. 237.124.
Mitsamt Nicht-Staatsangehörigen, von denen es in Österreich 1.06 Mio gibt.
Aber, liebe Grüne, das ist euch ja bekanntermaßen zu wenig. Viel zu wenig! Ihr seid ganz massiv für weiteres Bevölkerungswachstum. Durch Förderung des Kinderkriegens auf Teufel komm raus innerstaatlich und durch Zuwanderung von außen.
Und nun liebe Grüne, wollen wir einmal rechnen: Wir dividieren – nur für das Modell – den Stromverbrauch durch die Anzahl der Menschen. Damit kommen wir auf 0,0077 Gigawattstunden pro Person jährlich. Das sind 7.700 Kilowattstunden.
Eine entscheidende Frage lautet nun: Wieviel verbrauchen - im Modell - zwei Menschen?
Noch entscheidender ist natürlich die Frage, wie sich der Stromverbrauch entwickelt, wenn sich die Bevölkerungszahl nicht um eine Person sondern um rund 50.000 erhöht – wie in Österreich für 2022 und auch weiterhin zu erwarten?
So eine Rechnung anzustellen schafft Ihr nicht? Nein, eh nicht! Habe ich auch nicht erwartet. Da ist die Ideologie davor. Felsenfest und unverrückbar.
Nur lange Gesichter, wenn Euch die EU, die Organisation für die Wirtschaft und deren stetiges Wachstum, die Atomkraft aufs Auge drückt.
Und nun frage ich mich, warum eigentlich lange Gesichter? Warum schaut Ihr so drein? Ihr wollt es doch so!
Das wird auch so bleiben, so lange Ihr es nicht schafft, zwei und zwei zusammenzuzählen. Vom Multiplizieren rede ich erst gar nicht. Da seid ihr meilenweit entfernt – blockiert durch Ideologie.
Oder mit anderen Worten: Zu blöd zum Schauen eben!